Leonid Breschnew und die Kunst, Vertrauen zu gewinnen. Vortrag von Susanne Schattenberg (Bremen)

Ringvorlesung: Vertrauen als Ressource internationaler Politik

Do, 23.11.2017, 18:00
Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
Hörsaal 1072
10117 Berlin
Deutschland

 

Bitte nutzen Sie den Eingang Universitätsstraße.

Der Eintritt ist frei.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

 

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Leonid Breschnew (1964-1982) war bewusst, dass die Sowjetunion im Westen als aggressiv, feindlich und „das Böse“ schlechthin wahrgenommen wurde. Er suchte daher nach einer Strategie, wie er dieses Feindbild überwinden und diese Attribute vergessen machen konnte. Da während des Kalten Krieges alle Institutionen, Strukturen und Diskurse unweigerlich Misstrauen zum Referenzpunkt hatten, kam er offenbar zu dem Schluss, dass er nur auf persönlicher Ebene für Vertrauen sorgen könne – das dann im Fall des Gelingens von seiner Person auf den Staat übertragen würde. Anders gesagt: Seine Taktik bestand darin, sich als Mensch zu zeigen, der kein Apparatschik war, sondern eher an einen „Kumpel wie du und ich“ erinnerte. Sein Körper sollte nicht den Staat UdSSR repräsentieren, sondern vielmehr von ihm ablenken. Dafür versuchte er, ab 1969 Georges Pompidou, Willy Brandt und Richard Nixon privat näherzukommen, damit sich diese davon überzeugen konnten, dass er ein „ganz normaler Kerl“ und daher vertrauenswürdig war. In diesem Vortrag wird ausgeführt, wie Breschnew Anfang der 1970er Jahre die neuen „Big Four“ der Entspannungspolitik zusammenbrachte und warum er dennoch scheiterte.

Susanne Schattenberg ist Direktorin der Forschungsstelle Osteuropa und Professorin für Zeitgeschichte und Kultur Osteuropas an der Universität Bremen. Sie hat zur Verwaltungskultur im Zarenreich, zum Stalinismus und zur Kulturgeschichte der sowjetischen Außenpolitik geforscht. Im September ist ihr jüngstes Werk, die Biografie Leonid Breschnew. Staatsmann und Schauspieler im Schatten Stalins, im Böhlau Verlag erschienen.

Moderiert wird der Vortrag von Prof. Dr. Hermann Wentker, Leiter der Forschungsabteilung Berlin des Instituts für Zeitgeschichte München – Berlin.

Die Ringvorlesung "Vertrauen als Ressource internationaler Politik" ist eine gemeinsame Veranstaltung der Humboldt-Universität zu Berlin und des Berliner Kollegs Kalter Krieg. Hier finden Sie das Programm zum Download.

Wir weisen darauf hin, dass im Rahmen dieser Veranstaltung Foto- und Tonaufnahmen für öffentliche und nicht-öffentliche Zwecke gemacht werden können.